Dienstag, 30. November 2010

25.11.-29.11.2010 Saint Louis, Senegal

Die fünf Tage Senegal waren sehr erholsam, wenn auch die Hin- und Rückreise etwas beschwerlich war, d.h. typisch afrikanisch.
Statt Mittwoch sind wir erst am Donnerstag mittag losgekommen, da Willy ein Visum für den Senegal braucht und das seine Zeit brauchte. Und zwar 48 Stunden. Da mir die Idee mit Senegal ziemlich spontan gekommen war und ich kein Visum brauchte, ging ich davon aus, dass es für Willy ebenso ist. Aber wenn die Deutschen die Bürokratier erfunden haben, haben die Afrikaner sie perfektioniert.
Wir haben also am Donnerstag das Visum abgeholt und sind mit dem Taxi in den 5. Bezirk gefahren, wo die Autos nach Rosso losfahren. Da wir etwas gemütlicher reisen wollten und nicht wie die Ölsardinen, haben wir ein Auto gefunden, der nur 3 Passagiere mitnehmen wollte, das kostete aber natürlich seinen Preis. Wir haben ziemlich gehandelt, am Ende aber doch 10.000 Ouguiya bezahlt, etwa 26 Euro. Es gab die üblichen Polizeikontrollen und mein Pass wurde jedesmal ausgiebig besichtigt. Kurz vor Rosso fing auf einmal der dritte Passagier mit dem Fahrer einen Streit an und sie haben sich beinahe geklopft – und zwar während der Fahrt. Es ging irgendwie ums Geld, ich habe es nicht genau verstanden. Man spricht hier Hassaniya, einen arabischen Dialekt, das ist ungefähr so wie bairisch und hochdeutsch.
Schließlich beruhigten sie die Gemüter wieder und wir erreichten Rosso. Auf mauritanischer Seite war Mittagspause und wir mussten noch eine Stunde warten. Endlich waren die Pässe gestempelt und wir fuhren mit der Fähre über den Fluss. Rosso ist der Hauptgrenzübergang zwischen Mauretanien und Senegal, zwischen Marokko und Westafrika, aber es gibt keine Brücke und nur eine einzige Fähre, die jeweils 2 LKWs und 4-5 PKWs transportieren kann. Ab 18 Uhr ist die Grenze geschlossen und auch in der Mittagszeit von 12-15 Uhr. Die restliche Zeit ist extrem viel los und jeder will zuerst.
Auf senegalesischer Seite tauschten wir ein bisschen Geld und bei der Passkontrolle wollten sie 2.000 FCFA, ca. 3 Euro von Willy. Er weigerte sich zu bezahlen, da er ja schon für das Visum bezahlt hatte und nach einigen Diskussionen ließ man uns passieren.
Die Senegalesen sind extrem geschäftstüchtig, das hat mich schon beim letzten Mal genervt. Man wollte uns für 2.000 FCFA zum Busbahnhof bringen, am Ende sind wir mit der Pferdekutsche für 200 FCFA gefahren.
Da es schon reichlich spät war und wir noch mindestens 2 Stunden zu fahren hatten, qutschen wir uns in das nächste Taxi, 8 Leute plus Gepäck und fuhren los. Es gab auch hier wieder viele Kontrollen, hauptsächlich interessierten sich die Senegalesen für die mitgebrachten Sachen ihrer Mitbürger. Es gibt wohl ziemlich viel Schmuggel. Weder mein Pass noch mein Gepäck war jedoch von Interesse. Platzmäßig hatten wir die Arschkarten und saßen wirklich fast 3 Stunden wie die Ölsardinen. Auch in Saint Louis wollten sie viel Geld, um uns zur Ile de Saint Louis zu bringen, aber ich kannte noch den Preis vom letzten Mal.
Das Hotel unseres Reiseführers war voll, aber sie telefonierten ein bisschen rum und wir wurden ins Quai des Arts gebracht, eine Veranstaltungshalle mit Bar und einigen Fremdenzimmern, die in keinem Reiseführer verzeichnet ist. Wir handelten ein bisschen wegen des Preises, am Ende zahlten wir 13.000 FCFA für ein großes Doppelzimmer mit Bad und warmem Wasser, inklusive Frühstück. Preis/Leistung war sehr gut. Auch liegt das Quai des Arts außerhalb der Touristenzone, in der Bar kostete das Bier nur die Hälfte. Da wir den ganzen Tag nichts gegessen hatten, fanden wir noch ein Straßenrestaurant, wo es Eierbrot mit Nescafe gab.
Die Nächte in Saint Louis sind kühler als in Nouakchott und es gibt auch viel mehr Mosquitos, die sich auch von dem Ventilator nicht abschrecken ließen. Ich hatte weder daran gedacht, etwas langärmliges mitzunehmen, noch das No-Bite eingepackt.
Am nächsten Tag besichtigten wir die Ile de Saint Louis und liefen auch über die Brücke zur Langue de Barbarie. Dort gibt es einen Markt und alles ist unglaublich schmutzig, selbst für afrikanische Verhältnisse. Am Abend tranken wir Bier, eine Wohltat nach dem islamischen Mauretanien. Im Senegal sind zwar auch alle Moslems, aber wesentlich relaxter.
Samstags liefen wir zum Festland rüber, wo es so gut wie keine Touristen gibt und die Preise Normalniveau haben. Zufällig kamen wir am Fußballstadion vorbei, wo gerade ein Match lief und Willy, der wie alle Afrikaner fußballverückt ist, wollte zuschauen,
Wir sind mit dem Autobus zurückgefahren. Nachmittags kamen Wa Nsangas vorbei, die auch auf dem Weg nach Dakar waren und in Saint Louis Station machten. Wir tranken Cola zusammen und dann fuhren sie weiter. Der Sonntag war Nationalfeiertag in Mauretanien, deswegen sind wir erst Montags zurück gefahren. Am Samstag abend und auch am Sonntag tagte die Sozialistische Partei Senegals im Quai des Arts. Es waren ziemlich viele Leute gekommen, auch diverse Musiker.
Wir ließen es uns gut gehen und kehrten am Sonntag abend nochmal in die Bar ein, um ein letztes Bier zu genießen.
Die Rückfahrt war ebenso anstrengend wie die Hinfahrt. Immerhin hatten wir ein besseres Auto nach Rosso auf senegalesischer Seite, auch bessere Plätze. Aber die Senegalesen wollten wieder 2.000 FCFA von Willy. Ich mischte mich in die Diskussion ein und wurde zurecht gewiesen. Jedenfalls gab es ziemliche Diskussionen bis wir ziehen konnten ohne zu zahlen. Wir fuhren mit der Pirogge über den Fluss und kamen gerade rechtzeitig zur Mittagspause an. Man war bereit, uns bevorzugt zu behandeln gegen eine kleinen Obulus von 5.000 Ouguiya, ca. 13 Euro. Aber ich bin lange genug in Afrika unterwegs gewesen um Geduld zu lernen. So holte ich denn mein Sudokuheft raus und hatte alle Zeit der Welt, was denn auch die Grenzer etwas verblüffte. Endlich um 16.30 war es soweit und wir konnten ziehen. Willy musste eine Einreisegebühr von 2.000 Ouguiya bezahlen, ich durte kostenlos einreisen.
Wir fanden ein Auto nach Nouakchott, aber unser Fahrer war plötzlich verschwunden. Also hieß es wieder warten, als der Fahrer auftauchte, merkte Willy, dass er sein Handy verloren hatte und fing an zu suchen, jedenfalls ging es um 17.30 endlich los. Der Fahrer fur wie ein Henker mit Tempo 140 um die Schlaglöcher. Wieder gab es viele Kontrollen und jedesmal wurde mein Pass besichtigt. Auf einmal fing der Fahrer an gegen die Ausländer zu stänkern, wegen denen man immer soviel Zeit verlieren würde. Ich war ziemlich genervt. Am Stadteingang hielt er an und wollte nochmals Geld, falls wir weiterwollten, aber wir sind mit dem Taxi nach Hause gefahren.
Mit Willys Geburtsurkunde dauert es noch ein bisschen. Die Deutschen bestehen darauf, dass die Geburtsurkunde vom kongolesischen Außenministerium vorbeglaubigt wird und dann von der deutschn Botschaft in Kinshasa beglaubigt werden muss. Aber letzte Woche streikte das Außenministerium… Jedenfalls wird hier alles frühestens Mitte nächster Woche eintreffen, wenn ich wieder zurück bin. Eile mit Weile.
Jedenfalls bin ich froh, dass wir im Senegal waren, sonst hätte mich das alles extrem genervt. So sehe ich alles sehr viel gelassener.

1 Kommentar:

  1. ihr seid ein huebsches Paar und Laurent und ich wuerden uns freuen,wenn ihr mal vorbeikommt......nach all dem US Dollar-Stress......auf ein gutes belgisches Bier et une bonne frites!!!!!


    A bientot et bon retour!!!!!

    Salut Isa und Laurent

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